Als die Fotografie digital wurde, änderte sich für uns Profifotografen einiges. Mit dem Aufkommen der Smartphone-Fotografie ist das Foto dann so gegenwärtig und zu einem absoluten Massenmedium geworden, wie man es sich zu analogen Zeiten nicht vorzustellen konnte.
Die Fotofunktionen und Technik der Smartphones schreitet scheinbar schneller voran als die der „einfachen“ Kameras, besonders der professionell zu verwendenden Fotoapparate.
Mein professioneller Alltag wird häufig von Fotos, die mit dem Smartphone geschossen wurden, beeinflusst. Regelmäßig dienen diese Fotos als Vorlage und oft höre ich, das Foto sei doch eigentlich schon fertig.
Hier also einige Überlegungen und Fakten zur Smartphone-Fotografie:
DER CHIP:
Vorrangig geht es ja immer um die Auflösung, also die Megapixel. Der Wahn zu immer mehr Pixel hat seine Tücken. Den mehr ist nicht immer besser. Dazu kommt, dass die angegebene Auflösung selten die physikalische Auflösung (tatsächliche vorhandenen Pixel auf einem Chip) ist.
Das Zauberwort heißt „Interpolation“. Dabei wird mittels ausgefeilter Software rechnerisch Pixel hinzugefügt.
Ein sehr einfaches Beispiel: Ist rechts ein gelbes Pixel und links ein blaues, passt dazwischen ein grünes, denn das wäre rechnerisch die Mitte.
Vergleicht man den Foto-Chip einer professionellen Kamera mit dem eines Smartphone ist das Erste, das auffällt, die physikalische Größe. Der Smartphone-Chip ist erheblich kleiner und hat dennoch die gleiche Megapixel-Auflösung.
Das führt dazu, dass die Pixel auf weniger Raum, der zur Verfügung steht, aufgebracht werden müssen. Je enger die Pixel aneinander stehen, je eher kommt es zu einem Effekt, den wir „Blooming“ nennen. Man muss sich das so vorstellen, als sei ein Pixel ein Gefäß, das mit Licht gefüllt wird. Ist es voll, so läuft es über, und zwar in das nebenstehende Gefäß.
DIE OPTIK
Um möglichst viel Licht einzufangen und gebündelt auf ein lichtempfindliches Material zu projizieren, darum geht es ja in der Fotografie, sind hochwertige Optiken nötig. Sie bündeln nicht nur das Licht, sondern gleichen auch die unterschiedlichen Wellenlängen des Farbspektrums aus. Um das zu erreichen, benötigt es eine Kombination von mehreren Linsen. Für einen komplexen Aufbau eines hochwertigen Objektives fehlt der Platz in einem Smartphone.
Was regelmäßig zum Problem wird, sind Reflexionen auf der Linse. Ein Smartphone hat kaum Möglichkeiten für eine Gegenlichtblende. Die Reflexionen könne zu erheblichen Qualitätsverlusten führen. Will man diese vermeiden, muss man das Motiv anders wählen.
SOFTWARE
Um die zahlreichen Fehler auszugleichen, benötigt es wiederum eine ausgefeilte Software. Es kann also davon ausgegangen werden, dass die Software einen immens großen Anteil an der Qualität eines Bildes hat.
Der Softwareanteil ist besonders groß bei Aufnahmen unter schwierigen Lichtverhältnissen. Hier sorgt die Software dafür, dass ein Bildrauschen reduziert wird.
Da in einem modernen Telefon genügend Rechenpower zur Verfügung steht, greifen die Entwickler gleich noch weiter in die Trickkiste. Um möglichst gut belichtete Bilder zu erhalten, werden in kürzester Zeit automatisch mehrere Bilder mit unterschiedlicher Belichtung hintereinander gemacht. Das geht so schnell, dass selbst Fotos aus der Hand möglich sind. Die Daten der Bilder werden dann softwareseitig zusammengerechnet. Das Verfahren hat sein Ursprung in der HDR-Fotografie.
Überdies greift immer häufiger eine KI in den Bildbearbeitungsprozess ein. Bilder werden derart manipuliert, dass diese mit der reellen Situation nicht mehr viel zu tun haben.
Hier könnte man eine Diskussion beginnen, wie viel Bildmanipulation zu vertreten ist. Sicher ist, dass wir uns an einer Hyperrealität gewöhnt haben, in der es kaum noch Falten im Gesicht, aber übertrieben viel blauen Himmel und kontrastreiche Farben in der Landschaft gibt. Das würde hier allerdings jeden Rahmen sprengen und wird sicher einmal in einem eigenen Beitrag von mir gewürdigt werden.
DER SUCHER
Der Versuch, einen Ausschnitt zu bestimmen und das Motiv zu arrangieren, wird bei einem Smartphone nicht selten erheblich durch Reflexionen auf dem Bildschirm erschwert. Wenn sich die Sonne oder andere Lichtquellen auf dem Bildschirm spiegeln, ist es fast unmöglich zu erkennen, was man fotografiert.
FAZIT
Ein Smartphone taugt sicherlich als spontaner Fotoapparat, auch eine Dokumentation lässt sich mit der Kamera eines Telefons gut bewerkstelligen. Will man professionelle Ergebnisse, die sich darüber hinaus reproduzieren, lassen, kann das Smartphone auf keinen Fall mithalten. Zudem lässt die Qualität der Daten nur einen begrenzten Einsatz zu und es gibt kaum Möglichkeiten professionelles Equipment anzuschließen. Der Einsatz für eine Social-Media Produktion ist hingegen machbar. Aber auch hier wird man schnell an Grenzen stoßen, sobald die Ansprüche steigen.